41. U&D: Pussy Riot
Beim Programmplenum im Mai wird das Musik-Programm des U&D beschlossen. Zum Programmplenum des 41. U&D konnte einer von uns nicht kommen, er hatte Karten für Pussy Riot, die an dem Abend im Renitenztheater auftraten. Wir sagten noch halb im Spaß „frag sie doch, ob sie beim U&D auftreten wollen“. Als wir abends beim Plenum saßen und über Bands diskutierten, klingelte das Telefon – er hatte gefragt und sie hatten ja gesagt. So kam es, dass am 7.8.2022, nach 2 Jahren Coronapause und 5 Monate nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, Pussy Riot beim 41. U&D auftraten. Sicher einer der spektakulärsten Auftritte in der Geschichte des Stuttgarter Umsonst & Draußen.
Pussy Riot waren mit vielen Personen unterwegs und hatten nur das Nötigste dabei. Alles andere sollten wir vor Ort besorgen. Das haben wir auch gemacht, nur auf der Liste eines übersehen: einen Notenständer! Während wir backstage anfingen, einen Notenständer zu improvisieren, entdeckten wir Eve G. im Publikum, die Akkordeonistin des Parkorchesters, die auch schon als Mme Privée beim U&D aufgetreten war. Tatsächlich hatte sie zufällig einen Notenständer dabei, der Auftritt von Pussy Riot war gerettet. Naja, das mit den Videoprojektionen ist nochmal eine andere Geschichte.
40. U&D: Bier vs. Pommes
Im seit Jahrhunderten anhaltenden Zwist zwischen dem Bierstand und dem Pommesstand kam es beim 40. U&D zu einer historischen Annäherung: die Band des Bierstandes KIOSK eröffnete bekanntlich mit einem übrigens fulminanten Konzert das Festival. Überraschenderweise kam es dabei zu keinem Eklat, im Gegenteil: mit einer großherzigen Geste befestigte die Pommescrew ein handmanufakturiertes Schild „Mit freundlicher Genehmigung des Pommesstandes“ an der Bühne und wurde sogar applaudierend im Publikum gesichtet. Überwältigt vor Rührung werden wir die Entwicklung weiter beobachten.
40. U&D: Schönster LKW beim CSD
Schon seit einigen Jahren fahren wir als U&D bei der großen Polit-Parade beim CSD mit. Wie sich das für ein U&D gehört, mit fahrender Bühne und Liveband darauf – dieses Jahr mit Daisy Overload. Es war unserer Meinung nach der schönste LKW im ganzen Umzug, dazu haben wir zu Ehren von Herbstkind, die heuer das U&D Plakat und auch die LKW-Deko gestaltet hat und ursprünglich aus Wien kommt, extra den passenden LKW dafür einfliegen lassen 😉
38. U&D: Katzeneinsatzkommando
Als am Samstag nachmittag plötzlich ein riesen Drehleiter-LKW der Feuerwehr Stuttgart auf dem Platz war, fuhr uns erstmal ein Schreck in die Glieder. Grund des Einsatzes war aber kein Großfeuer, sondern der Klassiker: Katze im Baum. Ganz schauerlich hatte sie in einem großen Baum am Waldrand gejammert, doch vor den Feuerwehrmännern hatte sie wohl Angst und versteckte sich so im Baum, dass sie nicht zu finden war und die Feuerwehr unverrichteter Dinge abzog. Als es am nächsten Tag wieder aus dem Baum jammerte, ergriffen unsere supertollen Demosanis Leiter und Initiative und konnten die Katze aus dem Baum retten. Dank des implantierten Chips konnte die Halterin ermittelt werden und am Sonntag nachmittag überglücklich ihre vermisste Katze wieder in Empfang nehmen.
37. U&D: Pissen fürs Wissen
Fast wäre die EMail „Urin für ein Forschungsprojekt“ im Papierkorb gelandet. Auf den zweiten Blick fiel der Absender Fraunhofer auf und wir lasen genauer: Das in unserer Nachbarschaft auf dem Forschungscampus Vaihingen residierende Institut für Biovefahrenstechnik benötigte für ein Forschungsprojekt, bei dem es um die Rückgewinnung von Rohstoffen aus Urin ging, 200 Liter desselben und fragte an, ob wir die liefern könnten. Na aber sicher! Nach kurzer konstruktiver Diskussion der technischen Abläufe wurde ein extra Urinal bestellt, und schon am Freitag abend, nach dem ersten Festivaltag, war die erforderliche Menge zusammen. Am Samstag vormittag kam der Tankwagen von Fraunhofer Institut und pumpte die wertvolle Flüssigkeit ab. Über konkrete Ergebnisse haben wir leider keine Info, insgesamt scheint das Projekt aber recht erfolgreich zu sein. Die restliche rohstoffreiche 1A Festivalpisse landete ganz profan in der Kanalisation.
36. U&D: Loch21
Freitag nachmittag, der Aufbau ist in vollem Gange, als wir auf der „zentralen Hauptkreuzung“ ein Loch im Kiesweg entdecken. Was zunächst wie ein kleines Löchlein aussieht, entpuppt sich als Zugang zu einem 70cm tiefen Hohlraum unbekannter Ausdehnung. Bricht da der Getränkelaster ein, wenn er drüberfährt? Werden BesucherInnen, Bands oder die Bühne nachts im Loch verschwinden? Erstmal absperren, dann Polizei anrufen. Deren Rat: erstmal absperren. Die Straßenmeisterei ist nicht zuständig, weil es kein öffentliches, sondern Privatgelände ist (gehört dem Land BaWü). Und da lässt sich am Freitag nachmittag kein Reparaturtrupp mehr organisieren. Also bliebt die Ecke über das Wochenende abgesperrt. Zum Glück ist nix passiert und am Montag stellte sich heraus, dass zwei Betonelemente eines Kanalrohres etwas auseinander gedriftet waren und einen Blick in die Unterwelt eröffnet hatten. Alles halb so wird, da sind wir in Stuttgart ganz andere Löcher gewöhnt.
36. U&D: Wasser und Kabelbinder
Bereits im dritten Jahr ist wieder ein internationales IBG-Workcamp-Team beim Aufbau dabei. Für viele TeilnehmerInnen der erste Besuch in Deutschland und das erste Festival, das sie aufbauen. Eine tolle, spannende und erkenntnisreiche Erfahrung für alle vom Workcamp und auch für alle vom U&D. Auf die Frage der Stuttgarter Zeitung an Gahjun, was denn ihre ersten deutschen Wörter waren, antwortet sie: „Wasser und Kabelbinder“.
33. U&D: Sir Brutal Polka Reg
Sonntag, 16h, Anruf Brutal Polka: Sie sind unterwegs, waren im Stau, haben noch 300km, unsicher, ob sie es rechtzeitig schaffen. 19h sollten sie da sein und aufbauen, 20h ist Showtime. Nächster Anruf 19h: Sie stehen in S-Vaihingen in einer Sackgasse vor einer Gärtnerei. Wir lotsen per Telefon, ein Empfangskomitee hält sich derweil an der Band-Zufahrt-Schranke bereit. Dann Info von der Schranke: Die Band ist da, allerdings sind am Bandbus die Bremsen defekt, sie trauen sich nicht den steilen Weg herunter. Also fangen wir an, mit Sackkarren das Equipment zur Bühne zu schaffen. Da kommt wieder ein Anruf von Brutal Polka, sie seien jetzt da, aber die Zufahrt zum Gelände wird von einem Bus mit defekten Bremsen blockiert. Erst da haben wir geschnallt, dass wir gerade dabei waren, das Equipment von Sir Reg auf der falschen Bühne aufzubauen. Zum Schluss waren beide Bands pünktlich am Start, haben fulminante Shows abgeliefert, den Bus von Sir Reg haben wir Montag früh in die Werkstatt geschleppt und am Abend waren sie schon beim nächsten Gig in Zürich.
31. U&D: Einmal Demo und zurück
Ungeschickterweise fand am Samstag parallel zum 31. U&D die Großdemo gegen S21 statt. Der Nordflügel stand noch, aber der Abriss stand unmittelbar bevor. Die Bäume im Schlossgarten standen noch in voller Pracht, und im Landtag regierte noch Stefan Mappus – der Schwarze Donnerstag lag in naher Zukunft. Selbstverständlich ief das U&D trotz der unglücklichen Terminplanung mit zur Demo auf. Am Nachmittag machte sich eine nicht unerhebliche Anzahl BesucherInnen auf den kurzen S-Bahn-Weg in die Stadt. Nach der Demo kamen sie aber alle wieder, brachten noch viele Leute von der Demo mit und auch die MusikerInnen von Melitta Dingdong feat. Parkschützer-Allstars, die als letzte Band im Zelt spielten – zur allgemeinen Begeisterung.
31. U&D: Punkerchaos und Doppelgig
Sonntag beim 31. U&D: Die Punkband, die um 20h auf der Bühne stehen soll, ruft gegen 14h aus Hannover an: Sie kommen mit dem Zug, haben Gitarren dabei, wir sollten uns um Backline kümmern, Ankomme S-Hbf (Oben) 18h. Wir am rödeln und checken, schließlich erklären sich Funky Fizzle, die eben auf der Hauptbbühne gespielt haben, bereit, ihre Backline für 20h zur Verfügung zu stellen. 16h Anruf der Punkband, Zug hat Verspätung, Anschlusszug verpasst, sie melden sich wieder. 18h Anruf: Die Band ist unterwegs, Ankomme 20:30 S-Hbf (Oben), könnten 21h beim U&D sein. Tja blöd, denn Showtime ist 20h bis 21h. Die Band biegt in Koblenz gleich ab Richtung Frankreich, und Funky Fizzle, die inzwischen ihre Backline schon aufgebaut haben, spielen den Gig kurz entschlossen selbst. So kams, dass zum ersten Mal bei einem U&D eine Band zweimal an einem Tag spielte und aus einer Opener-Band ein Primetime-Star wurde.
30. U&D: U&D-Nachwuchs
Das erste U&D seit langer Zeit, an dem 3 Tage ununterbrochen die Sonne schien, nicht der kleinste Hauch eines Regentropfens, laue Nächte und entspannte Stimmung. Gute Stimmung war auch im Jahr zuvor, denn beim 29. U&D wurde Rosa „Minchen“ Mina produziert, die dieses Jahr ihr 1. U&D erleben durfte. Hoffentlich hat’s ihr gefallen und sie ist in ein paar Jahren beim Org-Team dabei.
25. U&D: 3 Mexicaner mit nem Kontrabass …
Zwei Stunden, bevor Panteón Rococó auf die Bühne sollten, kam der Anruf: Sie sind zwar schon in Stuttgart, aber einer der beiden Band-Transporter hat einen Getriebeschaden. Kurzerhand wurde die Abholung organisiert, ein Bus von uns fuhr nach Downtown, um sie abzuholen. Eine halbe Stunde später der zweite Anruf: Unser Bus ist am Treffpunkt, aber leider passt längst nicht alles rein – schickt uns einen zweiten Bus! Und bitte schnell, denn inzwischen wurde der defekte Bandtransporter abgeschleppt, die Band steht mit dem restlichen Equipment am Eugensplatz auf der Strasse und wartet darauf, abgeholt zu werden. Noch eine halbe Stunde später war unser zweiter Bus dort, hat Mensch & Material eingesammelt. Und pünktlich um 21h standen die 12 Jungs auf der Bühne und haben die Wiese am Pfaffenwald gerockt (geskat?) wie selten eine Band vor ihnen.
23. U&D: Öffentliches Sterben
Das 23. U&D: 3 Tage Dauerregen, es pisst ununterbrochen, die Wiese ist nur noch Schlamm. Danach ist das U&D erst mal Pleite und kann sich nur durch eine erfolgreiche Spendenaktion, Benefizkonzerte und die Solidarität vieler Menschen wieder aus dem Schlamm ziehen. Bezeichnende Impression, die die Depression und desolate Verfassung des Org-Plenums auf den Punkt bringt: Der Blick aus dem Info-Zelt durch den Regen auf die schlammige Wiese, umrahmt von der Rückseite einer Preistafel, die bei früherer Gelegenheit einst zur Programmankündigung verwendet wurde. Die Band damals hieß Öffentliches Sterben.
18. U&D: Verräterbier
Schon länger war es bei einigen Zeitgenossen üblich, sich wohlverpflegt beim U&D einzufinden, sich Bier und Wein mitzubringen. Nun gut, das U&D ist ein offenes Fest, es gibt keine Eingangskontrollen, und lange Zeit hielt sich der Schaden in tolerierbaren Grenzen. Aber beim 18., da schoss einer unserer Besucher den Vogel ab: Nicht, dass er einfach nur mit mehreren Kästen Bier anrückte, nein, er ließ sich von seinem Getränkehändler auf der Wiese beliefern. Für das Plenum das Bier, das das Fass zum Überlaufen brachte und Initialereignis der Aktion Verräterbier.
Inzwischen ist unsere Wortkreation zumindest in der Stuttgarter Gegend in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen.
12. U&D: Wachtelkönig
Bis dahin waren die U&Ds Anfang Juli, kurz vor Beginn der Semesterferien. Zum 12. U&D nun verbot uns das Amt für Umweltschutz diesen Termin mit der Begründung, dass der Wachtelkönig, eine vom Aussterben bedrohte Vogelart, im nahe dem U&D-Gelände gelegenen Naturschutzgebiet brüte und in seiner Brut und damit in seiner Art vom U&D gestört werde. Dabei störe ihn nicht etwa der Lärm oder das Fest an sich, sondern die BesucherInnen des U&D, die sich vom rechten (linken?) Weg abbringen ließen und stattdessen durchs hohe Gras im Naturschutzgebiet trampelten. Alle Vorschläge unsererseits, Infostände, Aufklärungsaktionen, Gemeinschaftsaktionen mit Natur- und Vogelschutz-Inis, blieben inhaltlich unbeantwortet. Die Brutzeit des Wachtelkönigs endet am 31. Juli um 24h, erst danach gibt es U&D. Bis heute kenne ich niemanden, der dort jemals einen Wachtelkönig gesehen hat.
to be continued.