Forum 2019: Faschismus im Alltag

 

Der inhaltliche Schwerpunkt des 40. U&D ist „Faschismus im Alltag„.

Meist wird über den ‚großen Faschismus‘ geredet. Die Ideologie, die andere als minderwertig einstuft, weil sie anders aussehen, anders denken, eine andere Hautfarbe, Religion, Sexualität haben und die deshalb unterdrückt, entrechtet, getötet werden. Die Ideologie, die die Macht des Staates über Freiheit, Grundrechte und Würde der Menschen stellt.

Beim U&D wollen wir darüber, aber auch über den ‚kleinen Faschismus‘ reden. Über die abwertende Bemerkung, die Verächtlichmachung, wenn anderen aufgrund von Aussehen, Herkunft, Geschlecht oder Einschränkungen Rechte abgesprochen und Freiheiten eingeschränkt werden. Und natürlich über die rechte und faschistische Strukturen hier bei uns in der Stadt und in der Region.

Dazu haben wir einige Referent*innen eingeladen, wollen Workshops anbieten und mit euch diskutieren.

Als wir im Januar das Thema gewählt haben, konnten wir noch nicht ahnen, wie dramatisch sich die Ereignisse entwickeln würden. Für alle, die sich damit beschäftigen, nicht überraschend, aber dennoch schockierend

Wir freuen uns auf spannende und Diskussionen und vielleicht die eine oder andere neue Erkenntnis. Wer noch einen Beitrag vorbereiten möchte ist herzlich eingeladen.

Samstag 14h:

Alles Faschismus – oder was?

In der politischen Auseinandersetzung mit rechten Entwicklungen fällt immer wieder der Begriff Faschismus oder Neofaschismus. Was steckt aber hinter den Begriffen? Lassen sich die Morde des NSU Kerntrios, die Wahlerfolge der AfD oder die zunehmende Verrohung von Teilen der Bevölkerung alle mit dem Begriff des Faschismus beschreiben? Brauchen wir andere Begriffe, um zu Beschreibung der momentanen Situation zu kommen, oder genügt es einfach gegen Nazis zu sein?

Diesen Fragen wird in dem ersten Vortrag und Diskussion nachgegangen.

Janka Kluge, VVN-BdA

Samstag 16h:

Aktiv werden gegen den Rechtsruck!

Geflüchtetenunterkünfte gehen in Flammen auf, die faschistische Straßengewalt nimmt zu und in Teilen der Parlamente wird wieder vom 1000 jährigen Reich geträumt. Die Gesellschaft rückt unübersehbar nach rechts. Diese Entwicklung macht auch vor dem Südwesten keinen Halt. In Stuttgart hat die AfD den Wiedereinzug in den Gemeinderat geschafft und auch hier treten Rechte immer selbstbewusster in der Öffentlichkeit auf und nehmen auf gesellschaftliche Entwicklungen Einfluss.

Das Antifaschistische Aktionsbündnis Stuttgart und Region (AABS) organisiert im Großraum Stuttgart Proteste, Aktionen und Veranstaltungen gegen Rechts. Wir wollen im Forumszelt von unseren Erfahrungen berichten, Aktionsideen vorstellen und diskutieren was wir gemeinsam dem Rechtsruck entgegensetzen können.

Roman und Selma, Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart und Region (AABS)

Samstag 18h:

Identitäre – Jugendbewegung oder elitäre Organisation?

Ist die sogenannte Identitäre Bewegung wirklich eine Jugendbewegung, wie sie sich selbst bezeichnen, oder handelt es sich vielmehr um ein geschickt verpacktes rechtes Projekt.

Immer wieder schafft es die sogenannte Identitäre Bewegung in die Schlagzeilen zu kommen. Egal, ob sie das Brandenburger Tor oder die Parteizentrale der CDU besetzen. Ihre Aktionen sind drauf angelegt, öffentlich wirksame Bilder zu erzeugen. Sie suggerieren dabei, viele Menschen mobilisieren zu können. Die Realität sieht aber anders aus. Zu einem Vernetzungstreffen vor einiger Zeit nach Dresden kamen viel weniger Menschen, als die Veranstalter gedacht hatten. Können wir als Antifaschist*innen die sogenannte Identitäre Bewegung also rechts liegen lassen und uns um andere „wichtigere“ Gruppen und Parteien kümmern?

Anhand der Geschichte und des Auftretens der sogenannten IB soll eine Einordnung der Gruppe erfolgen.

Janka Kluge, VVN-BdA

Sonntag 14h:

Militantes, rechtes Netzwerk in der Bundeswehr: Der Hannibal-Komplex

In letzter Zeit tauchen immer neue Details über ein rechtes Netzwerk in der Bundeswehr auf, das Waffenlager anlegte, Todeslisten anfertigte und sich auf die Ermordung politischer Gegner*innen an einem „Tag X“ vorbereitete. Der Focus berichtete von einem konspirativen „Netzwerk aus circa 200 ehemaligen und aktiven Bundeswehrsoldaten“. Auch der mutmaßliche Rechtsterrorist Franco A. soll Teil dieses Netzwerks sein. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten dieser Gruppe ist auch die Region zwischen Stuttgart und Bodensee, da mehrere Angehörige des Kommando Spezialkräfte (KSK), das in Calw stationiert ist, Teil dieses braunen Sumpfs sind. Eine zentrale Figur, die unter dem Decknamen „Hannibal“ auftritt, war lange Soldat beim KSK. Die Beteiligten sind also mitten unter uns und somit auch in unserem Alltag in Stuttgart, Sindelfingen, Calw oder Böblingen präsent.

Die Verstrickungen des Netzwerks reichen vom Militärgeheimdienst MAD über eine SEK-Einheit bis in den Verteidigungsausschuss des Bundestags hinein. Auch die Verfassungsschutzbehörden mehrerer Bundesländer haben ihre Finger mit im Spiel.

Zeit, etwas genauer hinzusehen.

Luca Heyer, Informationsstelle Militarisierung e.V. (IMI)

Sonntag 16h:

Rechte Argumentationsmuster & Gegenstrategien

Ob AfD, Identitäre oder Verschwörungstheoretiker*innen – die Stammtischparolen gegen Geflüchtete, Establishment, Frauen* und LGBTTIQ ähneln sich oft in ihrem Aufbau und ihrer Wirkung. In einem kurzen Vortrag werden Argumentationsmuster der Neuen Rechten analysiert und Gegenstrategien aufgezeigt. Im Anschluss gibt es für Interessierte noch eine praktische Übung für den Umgang mit Alltagsrassismus.

Celine Klotz, Stammtischkämpfer*innen

Sonntag 18h:

Rechte in und um Stuttgart – Ein Recherche-Beitrag

Rechte Hetze hat aktuell Konjunktur – nicht nur in Wahlumfragen. Mit der „Alternative für Deutschland” ist rechtsradikale Politik in der gesamten Bundesrepublik wieder salonfähig geworden. In ihrem Windschatten blühen auch andere rechte Strukturen auf: „Identitäre Bewegung” (IB), „1 Prozent”, die Scheingewerkschaft „Zentrum Automobil” oder diverse „Pegida”-Ableger sind keine Randerscheinungen mehr, sondern haben politisch Oberwasser.

Auch in und gerade um Stuttgart nehmen die Aktivitäten der extremen Rechten in den letzten Jahren zu.
Karriere, Geld, politische Überzeugung; es gibt unterschiedliche Motivationen sich in rechten Parteien und Gruppen zu engagieren. Doch wer sind die treibenden Köpfe der Stuttgarter Rechten? Welche Bedeutung haben aktivistische Kleingruppen wie die „IB” in der Landesmetropole? Gibt es ein rechtes Problem im Ländle, und wenn ja: Welche Qualität hat es? Was kann dagegen getan werden?

Wir geben einen Überblick über die bedeutendsten Personen der Stuttgarter Rechten, ihre Aktivitäten, beleuchten die Schnittmenge zur gewaltbereiten Naziszene und ordnen die Entwicklungen in den gesellschaftlichen Kontext ein.
Danach möchten wir zur Diskussion über Gegenstrategien einladen.

Lara, Stuttgart gegen Rechts

Alle Veranstaltungen finden im Forumszelt statt, das erste große Zelt am Weg von der Uni / S-Bahn zum U&D-Gelände. Es wird immer ein Statement von ca. 15-25 Minuten zum Thema geben, danach ist Gelegenheit zur Diskussion.