Forum 2018: Digitalisierung

 

Den inhaltlichen Schwerpunkt des 39. U&D soll das Thema „Digitalisierung“ bilden.

Dabei interessieren uns weniger technische als vielmehr gesellschaftliche Fragen, wie z.Bsp

  • Digitalisierung und Kapitalismus
  • Digitalisierung und Gesellschaft
  • Überwachung, Kontrolle, Repression
  • Was passiert mit meinen Daten?
  • Medienpädagogik

Wir freuen uns auf spannende und Diskussionen und vielleicht die eine oder andere neue Erkenntnis. Wer noch einen Beitrag vorbereiten möchte ist herzlich eingeladen.

 

 

Samstag 16h:

Smart city, smart home, smart school

Die Bundesregierung will alle Funklöcher schließen, WLAN Überall kostenlos zur Verfügung stellen – und die Stadt Stuttgart macht mit. Alle 150 Meter soll eine kleine Funkzelle funken, neue Mobilfunkmasten aufgebaut werden. Mit zwei Zielen: die Infrastruktur für das autonome Fahren und das Internet der Dinge aufzubauen. Und: Es wird eine gigantische Überwachungsstruktur installiert.

Die Smart City will vom Bürger zu jeder Zeit wissen, was er wo macht. BigData soll Voraussetzungen schaffen, Unruhestifter und Widerstandsstrukturen zu erkennen und Opposition schon im Ansatz zu verhindern. Der Soziologe Harald Welzer sagt dem Smartphonenutzer: „Sie sind die Laborratte, die die Daten liefert, mit deren Hilfe Sie manipuliert werden“. Linke Aktivisten starren wie das Kaninchen auf die Schlange – und daddeln weiter.

Es ist höchste Zeit, sich mit dieser Entwicklung zu beschäftigen. Vor dem Weg in den digitalen Totalitarismus warnt der Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung im Deutschen Bundestag, Prof. Armin Grunwald: „Zu keiner Zeit in der Menschheitsgeschichte hat es derart gute Bedingungen für eine totalitäre Diktatur gegeben wie heute. Was Hitler an Propagandamöglichkeiten, was die Stasi an Überwachungsapparat hatte, ist Kinderkram gegen das, was heute möglich ist.“

Der Vortrag informiert über die Planungen zur Smart City, beleuchtet Hintergründe, warum BürgerInnen bereit sind, auf Privatsphäre zu verzichten, und macht Vorschläge, wie die Entwicklung zur smarten Diktatur verhindert werden könnte.

Peter Hensinger leitet den Bereich Wissenschaft bei diagnose:funk und ist im Vorstand des BUND KV Stuttgart.

Samstag 18h:

Capulcu

Capulcu: DISRUPT! beschreibt die Versuche, das menschliche Dasein den Anforderungen einer reduktionistischen künstlichen Intelligenz zu unterwerfen. Der Anpassungsdruck des Menschen an die Maschine wirkt bereits jetzt – weit vor einer vollständigen Vernetzung aller mit allem. Capulcu dechiffriert diese „Entwicklung“ als Angriff auf unsere Autonomie und analysiert seine entsolidarisierende Wirkung. Denn Technologie ist nie neutral, sondern immanent politisch.

Ein Gegenangriff auf die Praxis und die Ideologie der totalen Erfassung erscheint zwingend notwendig. Die Autor*innen plädieren für die Wiederbelebung einer praktischen Technologiekritik.

Sonntag 14h:

Cyber War und Cyber Valley

Das Neckartal zwischen Stuttgart und Tübingen soll zum bundesweit wichtigsten Standort für die Erforschung künstlicher Intelligenz werden. Hierzu haben sich die Industrie, die Politik und die Universitäten Stuttgart und Tübingen in der sog. Cyber-Valley-Initiative zusammengetan.

Beteiligt sind u.a. Amazon, Bosch, Daimler, Porsche und das Rüstungsunternehmen ZF Friedrichshafen. Geplant ist die schnelle Umsetzung neuer Forschungsergebnisse in die Praxis u.a. durch die Ausgründung von Start-Up-Unternehmen nach dem Californischen Modell. Die Erforschung Künstlicher Intelligenz und ihre massive öffentliche und private Förderung vollzieht sich parallel zu ihrer wachsenden Relevanz auf den Schalchtfeldern dieser Erde und in den militärischen Strategien der Zukunft.

Entsprechend hat auch das Militär zuletzt umfangreiche Strukturen aufgebaut, um Forschungs- und Rüstungsaktivitäten in diesem Bereich anzustoßen, zu begleiten und bei Bedarf in die kriegerische Praxis umzusetzen. Auch jenseits ihrer militärischen Bedeutung können die im Cyber Valley vorangetriebenen Technologien massive gesellschaftliche Folgen haben und sind deshalb hochumstritten. Lösungen auf die gegenwärtigen Krisen sind von autonomen Systemen – bei der Pflege, der Wohlfahrt, der Mobilität und in internationalen Konflikten – jedenfalls nicht zu erwarten.

Christoph Marischka, Politikwissenschaftler und Mitglied im Vorstand der Informationsstelle Militarisierung, beschäftigt sich seit Jahren mit militärischer Aufklärungs- und ziviler Überwachungstechnologie, insbesondere im Feld der Migrationsbekämpfung.

Sonntag 16h:

Freiraum Internet?

Die neuen Medien schienen unkontrollierte Freiräume zu eröffnen, in denen eine größere politische Wirkung entfaltet werden könne, als durch Initiativen im nicht-virtuellen öffentlichen Raum. Spätestens seit Acta, den Enthüllungen von Edward Snowden und der Aufdeckung der Bespitzelungen durch die NSA gibt es mehr als Zweifel. In den vergangenen Jahren hat sich mit dem Neoliberalismus eine Experten- und Elitenherrschaft durchgesetzt, die immer mehr auf demokratische Legitimation verzichtet. Gleichzeitig sind vielfältige Gegenbewegungen entstanden, die nicht mehr auf dem Ideengut des klassischen Liberalismus beruhen, sondern Fragen nach der Politik und dem politischen Handeln stellen. Was heisst Politisierung? Welche „Spielräume“ hat die Zivilgesellschaft?

Prof. Michael Weingarten,
Hannah-Arendt-Institut für politische Gegenwartsfragen und AnStifter

Alle Veranstaltungen finden im Forumszelt statt, das erste große Zelt am Weg von der Uni / S-Bahn zum U&D-Gelände. Es wird immer ein Statement von ca. 15-25 Minuten zum Thema geben, danach ist Gelegenheit zur Diskussion.