Forum 2025: konkrete Utopie: Solidarische Gesellschaft
Der inhaltliche Schwerpunkt des 44. U&D ist ″konkrete Utopie: Solidarische Gesellschaft″.
Die Welt spielt verrückt. Der Klimawandel zerstört unseren Lebensraum, die ungebremste Macht der Märkte bestimmt den Politikstil und Nationalist*innen nutzen die Wut auf ‚die da oben‘, um ihre vergifteten Ideologien zu verbreiten.
Einfache Antworten verfangen und erschreckend viele folgen. Vielleicht, weil sie keine attraktiven Alternativen sehen? Wie können utopische Gegenentwürfe zu unserem zerstörerischen Konkurrenzmodell der westlichen Gesellschaften gestaltet werden, die von den Menschen akzeptiert und umgesetzt werden? Wie stellen wir uns eine Gesellschaft vor, die nicht von Konkurrenzdenken, sondern von Solidarität geprägt ist? Und nein, mit ‚Utopie‘ meinen wir keine Hirngespinste und Luftschlösser, sondern konkrete Ziele, die vielleicht hier und da schon umgesetzt sind oder zu denen wir einen gangbaren Weg sehen.
Wir wollen das Thema absichtlich weit fassen und sind gespannt auf eure konkreten Utopien sind. Wollt ihr uns die vorstellen?
Zum diesjährigen U&D-Forum wollen wir Referent*innen einladen, wollen Workshops anbieten und mit euch diskutieren. Und anschließend ziehen wir los und machen die Welt zu einem besseren Ort.
Wir freuen uns auf spannende Diskussionen und vielleicht die eine oder andere neue Erkenntnis. Wer noch einen Beitrag vorbereiten möchte ist herzlich eingeladen.
Samstag 15:30h:
Solidarische Landwirtschaft Stuttgart
Die Idee von Solidarischer Landwirtschaft (SoLaWi) folgt einer völlig anderen Versorgungslogik als die industrielle Landwirtschaft. Statt über den Markt werden Erzeugnisse direkt und bedürfnisorientiert verteilt. Es gibt keinen äquivalenten Tausch von Waren gegen Geld. In einer Solawi übernimmt eine Gruppe von Verbraucher*innen die finanzielle Verantwortung für eine Landwirtschaft. Im Gegenzug erhalten Verbraucher*innen den Ertrag des Hofes. Die SoLaWi Stuttgart arbeitet mit dem Reyerhof in Möhringen und dem Hof am Eichenhain in Riedenberg zusammen. Immer Anfang November kommen alle Mitglieder und Neueinsteigende zu einer sogenannten Bietrunde zusammen und geben eine finanzielle Zusage für das kommende Wirtschaftsjahr ab Januar. Dabei trägt jede*r nach eigener Einschätzung soviel bei, bis das errechnete Budget zustande kommt. Über die wöchentliche Wunschliste können Mitglieder die Gemüsemengen individuell nach oben oder unten anpassen, ohne dass ein zusätzlicher Beitrag fällig wird.
Lena Steinbuch, SoLaWi Stuttgart
Samstag 17:30h:
Uhlbacher Allmende, Essbare Region
Das Netzwerk Essbare Region besteht seit 2 Jahren und ist aus Initiative der „kleinen Wildnis“ entstanden. Wir sind selbstorganisierte Gruppen in Stuttgart, die sich mit Ernährungsgerechtigkeit, Ernährungssouveränität und kooperativem Wirtschaften beschäftigen. Wir sind Gemeinschaftsgärten, Gemeinschaftsküchen, Mitgliederläden, Solidarische Landwirtschafts-Initiativen, Ernährungs-Bildungs-Initiativen. Unsere Vision ist eine Menschheit mit umweltbewussten, sozialen und selbstbestimmten Lebensweisen.
Auf den Flächen in Stuttgart-Uhlbach wurden Allmenden als Teil der Essbaren Region gegründet. Ein Schritt hin zur Ernährungssouveränität der Region. Die Allmende ist ein Kristallisationspunkt, der im dörflichen wie im urbanen Raum vor Ort mit der sozialen und kulturellen Umwelt verbindet. Die Allmende ist auch ein Generationenvertrag, bei dem wir aufbauen und anpflanzen was andere ernten werden, bei dem wir erhalten und pflegen, was in Zukunft genauso gebraucht werden wird wie heute.
Samstag 19:30h:
Was ist eigentlich das Problem mit Sex?
Und warum wir darüber reden müssen, wenn wir eine solidarische Gesellschaft wollen.
Sex ist überall – und trotzdem fehlen offene, respektvolle Gespräche. Warum sind Lust, Konsens und Vielfalt so wichtig für ein gutes Miteinander?
Was Sexpositivität bedeutet und warum sie ein gelebter, utopischer Entwurf einer solidarischen Gesellschaft ist – im Gegensatz zur aktuell sexnegativ geprägten Gesellschaft – erklärt Ingo von der SexPositiven Community Stuttgart in einem kurzen Impuls.
Im Anschluss gibt es Raum zur Diskussion: Wie hängen unsere Vorstellungen von Sexualität mit gesellschaftlichen Strukturen zusammen? Und welchen Beitrag kann eine sexpositive Haltung für ein solidarisches Miteinander leisten?
Sonntag 13:30h:
Sonntag 15:30h:
Mit Zivilcourage gegen Hass und Hetze –
klar Stellung beziehen für eine solidarische Gesellschaft
Wie kann ich couragiert menschen- und demokratiefeindlichen Äußerungen entgegentreten?
In diesem Workshop wollen wir Handlungsstrategien erlernen, wie wir uns gegen menschenfeindliche Äußerungen stellen können. Souverän bleiben, auch wenn es dir die Sprache verschlägt. Wir üben erfolgreiches Vorgehen in Konfliktsituationen im Alltag im privaten oder öffentlichen Raum – gemeinsam mit unseren Coaches Tanja, Michael und Andreas vom Netzwerk gegen Rechts.
Der Workshop findet in zwei Teilen statt, bei Bedarf und Interesse auch durchgehend von 13:30-16:30
Stuttgarter Netzwerk Gemeinsam gegen Rechts – Für eine bessere Demokratie
Sonntag 17:30h:
Solidarität statt Abschottung – für eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik
Der Flüchtlingsrat BW ist ein gemeinnütziger Verein, der sich landesweit für die Rechte geflüchteter Menschen einsetzt.
In diesem Workshop sollen aktuelle migrationspolitische Entwicklungen kritisch eingeordnet werden. Dabei werden häufig auftauchende Fake News dekonstruiert und Argumente für eine humanitäre Flüchtlingspolitik geschärft. Wir möchten uns gegenseitig ermutigen und bestärken, uns weiterhin für eine solidarische und diverse Gesellschaft einzusetzen. Optimismus und Utopien trotz aller Rückschläge und Widerstände setzen Hoffnung und Energie für einen Kampf für eine gerechtere Welt voraus. Daher möchten wir den Workshop mit einer kleinen Übung, inspiriert durch das Konzept des nachhaltigen Aktivismus, abschließen.
Wenn du mehr über unsere Arbeit erfahren möchtest, folge uns gerne auf Instagram: fluechtlingsrat.bw.
Workshop mit Meike Olszak – flow.for.change
Sonntag 19:30h:
Lesung: 500 Jahre Bauernkriege
Widerstand gegen Landraub und Ausbeutung von 1525 bis heute
Dieses Buch handelt von einem 500-jährigen Krieg gegen Bäuerinnen und Bauern, der mit der Vertreibung von den Allmenden, den kollektiv genutzten Weiden und Wäldern, begann. Es folgte die wohl größte Massenerhebung in Europa für eine gerechtere Gesellschaftsordnung – die als Bauernkrieg Einzug in die Geschichtsbücher hielt und sich aktuell zum 500. Mal jährt. Florian Hurtig analysiert diesen Aufstand, dessen Niederschlagung sowie die Verstetigung eines Krieges gegen die Bauernschaft als Voraussetzung des modernen Kapitalismus und beschreibt einen erneuten Angriff auf Bäuerinnen und Bauern:
Die moderne Wissenschaft rationalisierte dieses Verhältnis, wodurch die Ausbeutbarkeit der Natur und der Bäuerinnen und Bauern um ein Vielfaches gesteigert wurde. Erneut werden die Kollektive auseinander gestreut: Dieses Mal die artenübergreifenden Kollektive, welche das Bäuerliche all die Jahrtausende ausgemacht haben – und an dessen Negierung wir heute buchstäblich erkranken..Wie können wir diese Proteste in eine 500-jährige Geschichte von Kriegen gegen Bäuer:innen und ihren Widerstand integrieren – und welche positiven Ausblicke können wir wagen?
Alle Veranstaltungen finden im Forumszelt statt, direkt am Eingang zum Festivalgelände, gegenüber vom Infozelt. Es wird immer ein Statement von ca. 20-40 Minuten (vielleicht auch länger) zum Thema geben, danach ist Gelegenheit zur Diskussion.
Das Umsonst & Draußen ist engagiert im Stuttgarter Netzwerk gegen rechts.