The Bombpops

Sonntag, 20h, Zirkuszelt

Stur und Dumm

Ein Sprichwort sagt, du hast das ganze Leben, um deine erste Platte zu machen. Aber nur ein paar Jahre für die zweite. Das südkalifornische Punk-Quartett The Bombpops stecken noch im ersten Teil des Sprichwortes. Bereits 2007 von den Co-Frontfrauen Jen Razavi und Poli van Dam gegründet, bringen The Bombpops jetzt gerade ihr Debütalbum Fear Of Missing Out heraus. Doch laut Razavi gibt es viele gute Gründe für die Verzögerung.

Zunächst einmal mussten The Bombpops im dazwischenliegende Jahrzehnt absurd viele Umbesetzungen aushalten. „Wir hatten drei Schlagzeuger und sechs Bassisten“, sagt Razavi seufzend. „Wir mussten jedes Mal wieder von vorn anfangen.“ Dann ergab sich die Aussicht, mit Tony Sly, dem Frontman von No Use For A Name, zusammenzuarbeiten, der vor seinem plötzlichen Tod 2012 die Produktion übernehmen wollte. „Noch im Mai hatte ich eines der besten Gespräche in meinem Leben mit Tony bei Punk Rock Bowling, und dann ist er im Juli gestorben“, klagt Razavi.

Motiviert von zwei erfolgreichen EPs konzentrierte sich die Band auf ihre neue Besetzung, diesmal mit Bassist Neil Wayne und Schlagzeuger Josh Lewis. „Wir hatten die beste Rhythmussection, die wir uns wünschen konnten“, erzählt Razavi. Aber dann kam die nächste Auszeit, dieses Mal jedoch war es eine gute Nachricht:  Van Dam war mit ihrem ersten Kind schwanger. Die folgende Zeit brachte die Bandmitglieder näher zusammen, aber die Band selbst hatte erstmal Pause.

„Wir haben damals viel voneinander gelernt“, sagt Razavi. „Wir haben eine Pause eingelegt, und wir sind härter zurückgekommen als je zuvor. Die Leute sagten uns: „Ihr könnt nicht touren, Poli kann doch nicht dabei sein.“ Aber was wissen die schon, das entscheidet jede für sich selbst.

Die neue Entschlossenheit ist in der Ausdrucksstärke und Poppigkeit von Fear Of Missing Out gut zu erkennen, vom grungigen „Jerk“ bis zum honigsüßen Poppunk in „CA In July“ und den knallharten Krachern „I Can not“ und „Brake Lights“. Zu verdanken sei  das auch dem Produzenten Chris Fogal, seines Zeichens Sänger, Gitarrist und Songschreiber der Colorado-Pop-Punk-Band The Gambits. „The Gambits sind eine unserer Lieblingsbands, und wir mögen Chris‘ Songwriting sehr“, sagt Razavi. „Wir hatten Songs, die wir für fertig hielten und Songs, an denen wir noch arbeiteten. Und wir wussten, jeder einzelne kann noch ein klein bisschen besser sein. Es lief richtig gut mit Chris.“

Im April 2016 waren The Bombpops dann für zwei Wochen in Fogals Studio in Colorado und lieferten schließlich 12 eingängige Punk-Songs, die so unterschiedlich wie energiegeladen sind. Es mag ein Jahrzehnt gedauert haben, doch jetzt ist das Album da und es ist ein Dokument der Widerstandsfähigkeit, gepaart mit einer gesunden Portion Zynismus, um die Dinge im Gleichgewicht zu halten.

„Es hat das ganze Leben unserer Band gebraucht, um diese Platte zu machen, aber es ist gut, dass wir so lange darauf gewartet haben“, sagt sie. „Es war der richtige Zeitpunkt. Ich bin ein großer Fan der glänzend polierten Scheibe und für unsere erste Platte mussten wir das alles durchmachen. Es ist so klischeehaft und kitschig zu sagen, aber es ist nun reifer, besonders der Gesang. Wir haben gelernt zu singen. Wir haben gelernt, mehr Drive in unseren Melodien zu haben. Wir haben eine lebenslange Lektion gelernt, wie man als Band zusammen klarkommt. “

Der Weg der The Bombpops war übersät mit falschen Einsätzen, holprigen Rhythmen und was das Leben so mit sich bringt. Aber jetzt sind sie genau an dem Punkt, an dem sie immer sein wollten.